Firmengeschichte Küster

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Firma Küster Kolibri


        Ernst Küster – Kolibri – Werk – Schötmar (E.K.K.W)

Firmen  kueste1 Zeichen

Am 29. Mai 1891 beantragte Ernst Küster die Einrichtung einer eigenen Kammfabrik beim

Fürstlichen Verwaltungsamt Schötmar. DieProduktion von Kämmen und Haarschmuck

(aus Hörnern argentinischer Rinder) wurde am 18. November 1891 aufgenommen. 

1894 wurde die Verarbeitung von Horn aufgegeben. An dessen Stelle wurde das von

den Gebrüder Hyatt (USA) entwickelte, und auch in Deutschland fabrikmäßig

hergestellte Celluloid eingesetzt. Schötmar, (Bad Salzuflen) entwickelte sich durch

die Ansiedelung und Neugründungen von Firmen mit Celluloid – Produkten zur

Hochburg in Deutschland. Nach dem 2. Weltkrieg wurde durch die Demontage

von Maschinen (Englische Besatzungstruppen), die Produktion erheblich eingeschränkt. 

Erst durch die Rückgabe der Maschinen im 27. November 1947

konnte die Produktion wieder anlaufen. Leider sind keine Unterlagen über

den Produktionsablaufvon Margarinefiguren vorhanden. Weiterführende Informationen

können sie nachlesen in der Broschüre

" Schötmar -  Ein Zentrum der deutschen Celluloidwarenindustrie.

In: Lippische Mitteilungenaus Geschichte und Landeskunde 61 (1992), S. 229-271",

von Stefan Wiesekopsieker, Bad Salzuflen.  Aus den Erinnerungen von

Herr Dr. Christian Ludwig Küster (Sohn), können sie nun

lesen wie es war, mit der Herstellung von Margarinefiguren.

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Margarine - Zugabefiguren

(Soweit ich mich erinnern kann)

Ende des Jahres 1952 trat eine Margarinefabrik (in der Nähe von Herford ?) an die

Firma Ernst Küster Kolibri – Werk, Schötmar/Lippe (1), mit dem Plan heran, zur Margarine

Zugaben abzugeben und diese Zugabefiguren aus thermoplastischem Material herzustellen

(Spritzguß aus Polystyrol)(2). Von vornherein waren Serien geplant, zunächst waren es

wohl Zootiere gewesen. Es mussten nun Vorlagen beschafft werden.

Man entnahm sie Büchern und ließ sie recht bald schonvon einem Graphiker genau zeichnen,  

ich glaube im Maßstab 1 :10 oder 1:20. Von diesen gezeichneten Vorlagen

wurden Holzmodelle im selben Maßstab geschnitzt und als Negative in Gips abgegossen.

Diese Negativformen in Gips wurden in der Schlosserei der Firma E.K.K.W. mit Hilfe des

Storchschnabelprinzips in Stahlplatten (Spritzgußformen) eingraviert. Je nachdem,

wie viel eine Spritzgußmaschine auf einmal herstellen konnte,(Gußmengen von 40, 100, 300 g),

konnten etwa 4, 6, 12 oder auch 24 Figuren „gespritzt“ werden, d.h. in einer Form

waren entsprechend viele Gravierungen vorhanden und durch Ausgußstege

mit der Einspritzdüse verbunden. Relativ einfach war das Verfahren, wenn die Hälften einer

Figur in waagrechter Richtung angelegt waren:

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Wesentlich teurer, da komplizierter, waren Figuren mit hinterfangenen Formen, d.h.

wenn das Polystyrol auch in senkrechter Richtung eingespritzt werden musste,

was mit einer sog. Sockelform zu geschehen hatte

(z.B. bei Figuren, deren Sockel einen Hohlraum aufweist.).

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  Bei diesem Verfahren schob ein an der Stahlform angebrachter Mechanismus

während des Schließens der Form den Schieberteil senkrecht nach oben,

während des Öffnens nach unten, damit die gespritzte Figuren aus der Form fallen konnten. 

Nur bei großen Stückzahlen lohnte sich das Verfahren. In den Hohlraum konnten

Inschriften der Margarine – Firma, Name der Figur und ihre Seriennummer

angebracht werden, z.B. bei der Zo- Serie: Wagner Margarine, Tiger, 2;

ferner die Marke der Firma, wie E.K.K.W., ein K in Form eines Kolibris.

Das Geschäft mit diesen Figuren verlief boomartig. Wenn ich mich recht entsinne,

wurden etwa 5 – 8 Margarine-Fabriken beliefert(3), die sehr bald verschiedene

Serien haben wollten, also eine Firma nach einem Vierteljahr bereits eine neue Serie.

Wie viel insgesamt zustande kamen, weiß ich nicht mehr genau, doch meine ich,

es seien bis an die 30 Serien gewesen. Der folgenden Serien entsinne ich mich: 

Zootiere, etwa 3 – 5 verschiedene Serien, Landfahrzeuge durch die Zeiten, 3 Serien a 10

Figuren, Seefahrzeuge durch die Zeiten, 2 Serien a 10 Figuren, Trapper und Indianer,

Ritter, Haustiere, Weihnachtskrippe, Hl. Familie mit allem „Zubehör“,

zu Weihnachten 1953 und 1954, Kostüme, Trachten, Bewegliche Fahrzeuge mit

Rädern (Eisenbahn), Durchweg waren die Serien in elfenbeinfarbenem Material

hergestellt und nicht koloriert, bei den Indianernnahm man teilweise auch rotes Polystyrol.

Es war sehr schwierig, die Vorlagen in kurzer Frist zu gestalten, u.a. wurde der

Bildhauer Klaus Balke, Köln, Schüler der Goldschmiedin Elisabeth Treskow beschäftigt,

da die Nachfrage ständig anstieg. Auch Konkurrenzfirmen stellten die Zugabefiguren her,

erinnerlich ist mir die Firma Coko, Conrad Koch, in Schötmar. Es musste nicht nur hochwertiger

Stahl für die Spritzgußmaschinen beschafft werden, vor allem waren die Spritzgußmaschinen,

von der Firma Battenfeld in Lüdenscheid zu kaufen; 8 Stück für 40 g, 3 Stück für 100g und

1 für 300 g Spritzgewicht. Ferner waren große Kästen anzuschaffen, in denen die Figuren,

massenweise geschüttet, per Lkw zu den Margarine-Firmen transportiert wurde. 

Bei den beweglichen Fahrzeugen meldete schließlich die Spielzeugindustrie Einspruch an:

Dies sei Spielzeug und keine Zugabe mehr. Es kam zu Prozessen

zwischen Spielzeug – und Margarinefirmen. Im Frühjahr 1956 beschloß der

Verband der Margarine – Industrie abrupt die Einstellung des Zugabewesens.

Für die Firma E.K.K.W. ergaben sich erhebliche Schwierigkeiten, da sehr große

Mengen Polystyrolvon der BASF Ludwigshafen eingekauft worden waren.

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(1) 1891 als Fabrik für Haarschmuck gegründet (Kämme, Zopfhalter, u.ä.),

Zelluloidverarbeitung; Spritzguß aller Art, seit 1941, Firma bestand bis 1974 (2) auf

ca. 250 - 300 C erhitzt, so daß es etwa so weich wie Pudding war; es konnte sich

dabei in sehr feine Detailformen einfügen (3) z.B. Fa. Wagner in Hamburg,

Voss in Hamburg, Homan in Dissen im Teutoburger Wald, Margarine-Union in Hamburg

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(m) Kolibri - Werbefiguren aus Polystyrol - Spritzguß um 1954

(m)kueste28

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Hier nun Bilder von einem Musterkoffer, Leihgabe der Familie Küster, wie die Figuren den

interessierten und auftraggebenden Firmen dargeboten wurden.

Die Figuren sind auf einem Samtbezogen Holzbrettchen

aufgestellt und festgeklebt. Alle Bilder Musterkoffer wurden zur Verfügung gestellt, siehe (1)

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Wie sie bemerken sind einige Figuren beschädigt, dies kommt daher, dass mit diesem

Musterkoffer gearbeitet wurde und die Kinder haben mit den Figuren auch  gespielt.

Diese Figuren und den Musterkoffer können sie im Stadt - und Bädermuseum

Bad Salzuflen, Lange Str. 41 besichtigen,( Ausstellungen )

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(a)kuesterzeichenalt Firmenzeichen alt  kueste1   (b) Firmenzeichen neu

Das Firmenzeichen (a) wurde auch bei der Anfangsproduktion von Margarinefiguren

verwendet. Auf Grund der Filigranität des Firmenzeichen, war dieses Zeichen nicht gut

zuerkennen und wurde durch das Firmenzeichen (b) ersetzt. Margarinefiguren mit dem

alten Firmenzeichen (a) wurden nur in wenigen Stückzahlen ausgeliefert.

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Mit Zündholzbriefchen der Firma Küster wurde für die Margarinefiguren geworben.

(c) kueste26 (d) kueste27

(c) Deckel ist versehen mit dem Küsterzeichen (b) und in roter Inschrift ist zu lesen:

Im Jahre 1891 als Kammfabrik gegründet. 1947 demontiert. Produzieren wir heute

neben Kammwaren und Haarschmuck, Plastikartikel jederArt, speziell;

Werbe - und Zugabefiguren, Künstlerischer Prägung(d) Im Deckel mit zusätzlicher

 Firmenanschrift ist zu lesen: Es freut den Kaufmann ungemein, kann er mit Gaben,

noch so klein, den Kunden mild bestricken. Die Werbeplastik <Kolibri> ,

so zierlich wie das Vogelvieh, muß jedes Herz entzücken.

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(e) Ansicht der Eingangsfront mit der alten Schutzmarke, 1954

(e) kueste5

   (f) kueste29 (g) kueste30

(f) Demontage 25.07.1947    (g) Kontor des Firmeninhabers Herbert Küster

(h) kueste31 (i) kueste32

(h) Kontor Eingang, 1974  (i) E.K.K.W. mit neuer Schutzmarke, 1959

(j) kueste33  (k) kueste34

(j) Blick in dei Schlosserei, Formenherstellung  (k) Blick in die Spritzerei,

Saal mit 6 Maschinen der Firma Battenfeld/Lüdenscheid für 40 g Gußgewicht (linke Seite)

(l) kueste35

(l) Blick auf Schötmar 1954

   Herzlich Dank

  Herr Dr. Christian Ludwig Küster, 22880 Wedel/Holstein,

( Persönlicher Erinnerungen und mündliche Mitteilungen, Bilder e - m, Unterlagen ),

 Herr Stefan Wiesekopsieker, 32108 Bad Salzuflen für die sehr umfangreichen

Informationen und Bildervermittlung (1), Bilder wurden von Fotograf Biesemeier,

Bad Salzuflen zur Verfügung gestellt

                                     

Zuletzt aktualisiert am Montag, den 03. August 2015 um 19:20 Uhr